Wir befinden uns in der Achterstraße.
Das hat nichts mit der Zahl oder Ziffer 8 zu tun.
Es handelt sich bei der Bezeichnung um die Hintere Straße.
Denn im Plattdeutschen, das hier früher auch Umgangssprache war, bedeutet „achtern“ – hinten.
Man findet diesen Begriff heute noch in der Seemannssprache.
Bei einem Schiff heißt es, von „hinten“ oder „am Heck“. Sprich, es ist achtern.
Das Haus, vor dem wir stehen, nennen wir das Ständerhaus.
Das ist das Haus, bei dem wir in unserer Stadt noch am besten und ursprünglichsten sehen können, wie man bis vor etwa 500 Jahren noch das Tragewerk eines Fachwerkhauses errichtete.
Bei diesem Baustil werden die einzelnen Etagen des Hauses nicht unabhängig voreinander gebaut.
Hier werden die Eck- und Stützpfosten von der unteren Saumschwelle bis zur Decke des Obergeschosses verbaut.
Die Tragebalken der Decken werden mittels Zapfen in die senkrechten Pfosten eingeklinkt.
Außen werden dann die Deckenbalken mittels Holzpfropfen verkeilt. Diese Bauart können Sie hofseitig noch sehr gut erkennen.
Solche Ständerhäuser haben eine große Stabilität.
Das merken die Abrissfirmen, wenn sie solche Fachwerkkonstruktionen abbrechen.
Dann muss starke Technik zum Einsatz kommen, sonst ist alles „unkaputtbar“.
Dieses Haus hier wurde in den 1990ger Jahren aufwendig und denkmalgerecht saniert.
Es wurde viel Wert darauf gelegt, dass solche stilprägenden Elemente auch sichtbar bleiben.
Wie viele solcher Häuser, die vom Stil her noch mittelalterlich sind, in unserer Stadt noch stehen, kann man nicht genau sagen.
Vieles ist durch Verputz, durch Vorblendung mit Steinfassaden oder Unterfangungen nicht mehr sichtbar.